Dr. Ralf Nielbock:
Der Kranichstein bei Bad Sachsa - Fundort pleistozäner Tierknochen
Einleitung:
Im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover befinden
sich aus dem Gebiet des Landkreises Osterode am Harz
nicht nur die Ausgrabungsinventare aus der Steinkirche und der
Einhornhöhle bei Scharzfeld, sondern auch noch Funde aus dem
Gipskarst. Bei der intensiven Suche in musealen Beständen 1
nach quartären Tierknochenfunden des Südwestharzes, die der Autor im
Rahmen des Projektes "Wissenschaftliche
Bearbeitung eiszeitlicher Tierknochen" 2
1989/90 im Landesmuseum durchführte, kamen im ausgelagerten Magazin der
Naturkundeabteilung in den verschiedensten Schubladenschränken und Kisten
etliche Funde aus dem Südharz
zutage. Hierbei handelt es sich neben Einzelstücken des Osteroder Gipskarstes und der Einhornhöhle bei Scharzfeld (hier u.a. ein Oberkiefer mit Eckzahn eines Höhlenlöwen; bis dato nicht veröffentlicht) vor allem um Funde vom Kranichstein bei Bad Sachsa.
In einer der Schubladen mit entsprechend beschrifteten Fossilfunden vom Kranichstein befand sich nun ein Begleitschreiben der Fa. Börgardts aus dem Jahre 1951, unterschrieben von REINBOTH 3. Es handelt sich bei diesen Stücken um Teile des von ihm 1955 angegebenen Kranichstein-Materials! Über den Verbleib der weiteren Funde (Mammut und Pferd) konnte der Autor nichts in Erfahrung bringen. Bei weiteren Recherchen stellte sich heraus, daß vom damaligen Bruchmeister Eugen ZIEGENBEIN, Neuhof, in den Jahren 1965/66 weitere Funde dem Nieders. Landesamt für Bodenforschung übergeben wurden. SICKENBERG bestimmte die Funde als Auerochse, Wollhaarnashorn und Wildpferd 4. Er faßte in seiner Abhandlung über die Harzer Wirbeltierfaunen (1969) dann die Funde aus dem südlichen Bereich des Landkreises Osterode unter der Bezeichnung "Walkenried (mehrere Brüche)" zusammen. Er gibt hierfür nur die reine Fossilliste an, die allerdings auch teilweise STRUCKMANN (1884) entnommen wurde:
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
UP | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 1: Ursus spelaeus; oberer linker Eckzahn; Landesmuseum Hannover; Kranichstein. Maßstab in cm (Si = Sinter). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 2: Ursus spelaeus; rechter Unterkiefer mit M1,M2,M3; Landesmuseum Hannover; Kranichstein; labiale Seite. Maßstab in cm. | UP
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Coelodonta antiquitatis (BLUMENBACH 1803) Material:
|
UP
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 3: Coelodonta antiquitatis; linker Unterkiefer mit M2 M3; Landesmuseum Hannover; Kranichstein; Aufsicht. Maßstab in cm. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abb. 4: Coelodonta antiquitatis; linker Unterkiefer mit M1 M2 M3; Landesmuseum Hannover; Kranichstein; labiale (oben) und occlusale (unten) Ansicht. Maßstab in cm. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Da die hinteren Molaren zwar herausgewachsen sind, allerdings noch keine Abkauungserscheinungen aufzeigen, und die weiteren Backenzähne noch nicht durchgestoßen sind, handelt es sich bei dem Fund um den Knochenrest eines Jungtieres. Der relativ gute Erhaltungszustand und auch die im Vergleich zum Gesamtinventar etwas andere Farbgebung des Knochenmaterials weisen auf ein eher holozänes Alter des Fundes hin.
Bos LINNE 1758 vel Bison SMITH 1827 Material: 1 Bruchstück eines Unterschenkelknochens. Da das Fundstück nur unvollständig vorliegt und es sich zudem um ein Einzelstück handelt, ist eine genaue Zuordnung zu der einen oder anderen Art nicht möglich. Die gelblich-graue Farbgebung und der "morsche" Erhaltungszustand lassen auf ein pleistozänes Alter des Knochenstückes schließen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anmerkungen:
1: Hierbei danke ich Herrn Dr. G. BOENIGK, Direktor der Naturkundeabteilung des Nieders. Landesmuseums Hannover, und seinen Mitarbeitern für die Ausleihe des Fossilmaterials zur Erfassung und Bearbeitung. 2: Das Projekt war angesiedelt bei der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Osterode am Harz und diente der Erfassung und Inventarisation eiszeitlicher Fundstellen und Funde im Kreisgebiet. 3: siehe auch Hinweis im Nachruf "Walter Reinboth sen. zum Gedächtnis" in Heft 1/91 der ArGeKH-Mitteilungen, geschrieben von F.REINBOTH. 4: An dieser Stelle danke ich Herrn Ziegenbein für die Einsichtnahme in den zugehörigen Schriftwechsel. Er erhielt reichhaltige Knochenmaterial immerhin eine bescheidene Fundprämie von 40.- DM, da, so SICKENBERG, "einige gute Stücke dabei sind". 5: Herrn Prof.Dr. Gramann danke ich für die Aufstellung zu Funden aus dem Südharz in den Beständen des Nieders. LA Bodenforschung.
|
UP
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mittlg. ArGe Karstkunde Harz 1991 |
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
UP |