"Kunstdenkmäler und Museen im Harz"
Bergbaumuseum "Schachtanlage Knesebeck" Bad Grund (Harz)
Einleitung:
Die Entstehung der Ansiedlung "im Grunde" Anfang des 15.
Jahrhunderts lag im Bergbau begründet, Geschichte und Entwicklung der Stadt Bad
Grund waren bis in die Gegenwart immer eng mit ihm verknüpft. Am Iberg,
heutzutage durch die "Iberger Tropfsteinhöhle" weit bekannt, wurde
lange vor dem Jahr 1500 Eisenstein abgebaut, mindestens bis ins frühe 16.
Jahrhundert reicht auch der Bergbau auf Blei und Silber zurück. Bereits 1524
erhielt die Stadt die erste Bergfreiheit des Harzes, 1532 wurde Grund freie
Bergstadt.
Im Laufe der folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte folgten Perioden reicher
Ausbeute allerdings immer wieder Zeiten, in denen die Grundner Blei- und
Silbergruben zum Erliegen kamen, so auch im Bereich der Grube "Hilfe
Gottes". Auf der Suche nach lohnenden Erzvorkommen wurde der Bergbau hier
1831 erneut aufgenommen. Es folgte die erfolgreichste Betriebsphase eines
Bergwerks des Oberharzer Gangerzreviers. Das "Erzbergwerk Grund", das
sich aus den ersten Versuchsbauen der neuen Grube "Hilfe Gottes"
entwickelte, war das jüngste, zudem ergiebigste und bedeutendste. aber auch
letzte Bergwerk dieser Region. Insgesamt wurden hier, auf dem sog. "Silbernaaler
Gangzug", fast 20 Mio. Tonnen silberhaltige Blei-Zink-Erze gefördert: die
größte und metallreichste Lagerstätte des Oberharzes. Das Erzbergwerk Grund
förderte bis 1992.
Der Knesebeck-Schacht:
Die Schachtanlage Knesebeck ist Bestandteil des Erzbergwerkes Grund, das zu
Beginn der 90er Jahre noch vier Schächte in Gebrauch hatte: Neben dieser
Einrichtung den Achenbachschacht (in Nachfolge des ersten
Hilfe-Gottes-Schachtes) als Hauptförderschacht, den Wiemannsbucht-Schacht und
den Westschacht. Der Knesebeck-Schacht wurde ab 1855 abgeteuft und erreichte
nach mehrmaliger Erweiterung eine Endteufe von knapp 500m. Bis 1974 war der
Schacht für die Befahrung und Versorgung der Grube in Betrieb und dient bislang
noch als Wetterschacht. 1980 wurde damit begonnen, auf dem Gelände und in den
Werksgebäuden der Schachtanlage Knesebeck ein Bergbaumuseum anzusiedeln. Das
Museum wurde 1986 eröffnet und befindet sich in Besitz und Trägerschaft der
Bergstadt Bad Grund (Harz). Es ist das einzige seiner Art im Westharz, das die
technische Entwicklung einer Schachtanlage des Gangerzbergbaus über den
Zeitraum der letzten 150 Jahren von Mitte des vorigen Jahrhunderts bis zum
jetzigen Betriebsende anhand von Orginalsubstanz komplex darstellen kann.
Die museale Einrichtung "Schachtanlage Knesebeck" beinhaltet in
ihrem momentanen Zustand drei Einheiten: Neben dem Denkmalensemble der
Schachtanlage selbst bilden die Darstellung der technischen Entwicklung des Bad
Grundner Erzbergbaus durch Untertagegerätschaften und -fahrzeuge in einer
Freigelände-Präsentation und die derzeitige Ausstellung "Rohstoffquelle
Harz", in der etliche mineralische Rohstoffe des Harzes sowie ihre
Verarbeitungs- und Endprodukte vorgestellt werden, die Schwerpunkte des Museums.
Technisches Denkmal:
Zur Knesebeck-Anlage, einem ca. 5000 m² großen Areal, gehören ein
Betriebsgebäude mit Schachthalle, Kaue, Trafostation sowie Kompressorenhalle,
ferner das Fördermaschinenhaus, ein Lüftergebäude und als singuläres
Montandenkmal von überregionaler Bedeutung der 47 m hohe
"Hydrokompressorenturm". Er bildet den bergbauhistorisch
herausragenden Mittelpunkt des Ensembles. Der Turm wurde 1912 erstmals errichtet
und diente zusammengehörig mit weiteren über- und untertägigen
wasserführenden Einrichtungen bis 1977 zur Drucklufterzeugung für die Grube.
Das Fördermaschinenhaus mit dem Fördergerüst wurde in Nachfolge älterer
fördertechnischer Einrichtungen und Bebauungen 1923 errichtet. Zugleich wurden
strombetriebene Kompressoren installiert. Durch den immer größeren Bedarf an
Druckluft ergänzten sie die Hydrokompressorenanlage. Einer der Kompressoren ist
in der 1952 erweiterten Kompressorenhalle noch erhalten. Diese wird jetzt für
die Museumsausstellung genutzt.
Neben den moderneren Betriebsanlagen befinden sich auf dem Gelände des
Knesebeck-Schachtes Relikte des historischen Bergbaus. Zu nennen sind hier ein
1894 angehauener Suchstollen und vor allem die noch gut erhaltenen
Substruktionen der übertägigen Kunst - und Kehrradstube aus der ersten
Betriebsphase des Schachtes sowie die zugehörigen bis zum heutigen Tage
intakten Wasserläufe. Dieser z.T. auch untertägige wasserwirtschaftliche
Bereich soll ab 1995 stufenweise in den Museumsbetrieb mit einbezogen werden.
Das gesamte Ensemble zeigt in situ deutlich die technische Entwicklung des
Bergbaus von älteren Techniken wie der jahrhundertelang ausschließlich
genutzten Wasserkraft hin zu pneumatischen und elektrischen Antriebsarten:
Wasserkraftmaschinen - Druckluftantrieb; Hydrokompressor - Stromkompressor;
Wasserräder - elektrische Fördermaschine; Wetterschächte (Lichtlöcher) -
Grubenlüfter (Elektroventilator).
Ausstellung:
In der ca. 100 m² großen Kompressorenhalle werden momentan Mineralien sowie
Erze und deren Aufbereitungs- und Verhüttungsprodukte aus den Grubenrevieren
Bad Grund und Goslar (Rammelsberg) gezeigt, ferner neben weiteren die Rohstoffe
Kalk (Steinbruch Winterberg bei Bad Grund), Gips/Anhydrith (Abbaubetriebe bei
Osterode), Dolomit (Scharzfeld) und Baryt (Schwerspatgruben bei Bad Lauterberg)
sowie deren Verarbeitungsprodukte. Aus dem Bereich des Grundner Bergwerks finden
sich in der Ausstellung mehrere dreidimensionale Glaskasten-Grubenmodelle, eine
Fotoserie über untertägige Arbeitsvorgänge in den 50er bis 70er Jahren,
unterschiedlichste Gerätschaften sowie Uniformteile und Fahnen, desweiteren
allgemeine Abbildungen und Illustrationen zur Geschichte des Bergbaus. In der
Ausstellung wird zukünftig der Dokumentation des historischen bis modernen
Grundner Eisenstein- und Gangerzbergbaus mehr Gewicht gegeben.
Freigelände:
Das großflächige Plateau der Abraumhalde der am Berghang gelegenen
Bergwerksanlage wird als Museums-Freigelände genutzt. Hier sind bislang etliche
ältere Untertage-Fahrzeuge aus dem Bad Grundner Erzrevier unter verschiedenen
Ausbau-Nachbauten ausgestellt. Herausragendes Exponat ist eine 1914 erbaute
E-Lok, die über 60 Jahre lang in der Grube ihren Dienst verrichtete. Durch die
Bergwerksschließung bedingt, konnten jetzt alle in den letzten Jahrzehnten
untertage eingesetzten Fahrzeugtypen von einfachen Loren bis hin zu
dieselgetriebenen Großraumförderwagen der neuesten Bauart in den Fundus des
Museums aufgenommen werden. Die Freigelände-Ausstellung wird momentan um einen
größeren Streckennachbau erweitert, um den Arbeitseinsatzes dieser Fahrzeuge
darstellen zu können.